FRED WILLIAMSON - DER HAMMER

Als Tommy Gibbs mischte er die New Yorker Unterwelt auf, als Jefferson Bolt schlug er sich von Mexiko nach Hongkong und als Detektiv Malone wurde er zur Black Cobra - stets eine gute Zigarre im Mund. Sein Name ist Fred "The Hammer" Williamson. Und obwohl er als Darsteller, Regisseur und Produzent seit Jahrzehnten aktiv ist, betrat er in jüngeren Jahren eine ganz andere Bühne: die des Sports.

Der am 05.03.1938 in Gary, Indiana geborene Williamson spielte bereits zu seiner Collegezeit American Football und Ende der 50er Jahre wurde er bei den San Fransico 49ers heimisch. Der Legende nach erhielt er auch hier seinen Spitznamen "Hammer", als er auf eine Verteidigerposition gesetzt wurde und seine Trainingspartner zu hart ausbremste. Sein Trainer ermahnte ihn, nicht andauernd auf seine Gegner einzuhämmern. Der Name "The Hammer" war geboren.

Fred Williamsons Profi-Karriere im Football dauerte bis 1968, wobei er für die Pittsburgh Steelers, die Oakland Raiders, die Kansas City Chiefs und die kanadischen Montreal Alouettes in der Verteidigerposition stand. Hier traktierte er mit an Karate erinnernden Schlägen die Köpfe seiner Gegner und machte seinem Kampfnamen alle Ehre. 1966 gewann er mit den Kansas City Chiefs die Meisterschaft der American Football League und ein Jahr später stand seine Mannschaft im Endspiel zum Superbowl, das die gegnerischen Green Bay Packers trotz Williamsons brachialer Abwehrtechnik für sich entscheiden konnten. Insgesamt war Fred Williamson 4 mal Mitglied bei den All-Pro-Games, in denen die jeweils besten Spieler der American Football League und der National Football League gegeneinander antraten.

An der Northwestern University war sein Studienfach die Architektur und so versuchte Williamson, neben der Footballzeit auch als Architekt zu arbeiten. Doch die trockene Bürotätigkeit war nichts für ihn und so fasste er eine Karriere als Schauspieler ins Auge. Mit Jim Brown war es bereits einem anderen farbigen Football-Spieler gelungen, in Hollywood Fuß zu fassen. Da es ihm in seiner Kindheit selbst an afro-amerikanischen Filmhelden fehlte, wollte Fred nun diese Lücke füllen. Ab 1968 mußte sich Fred Williamson allerdings zunächst mit kleineren Fernsehrollen begnügen. Er war sogar zu Gast beim Raumschiff Enterprise. Als er im Fernsehen eine Folge der TV-Serie JULIA sah, fand er, dass die Hauptfigur einen festen Freund bekommen sollte - und zwar ihn. Er ging zum Studio und bot seine Dienste an. Am Ende zahlte sich die Hartnäckigkeit aus und von 1970 -1971 verkörperte er "Steve Bruce", den Freund Diahann Carrolls in der Rolle der "Julia". 1970 konnte er auch sein Spielfilmdebut in Robert Altmans Klassiker M.A.S.H feiern. Die Footballszenen des Films inszenierte Fred Williamson dann auch selbst.

Nach verschiedenen Rollen folgte 1973 Larry Cohens Gangsterfilm BLACK CAESAR (GODFATHER OF HARLEM), der mit der Musik von James Brown und Williamsons kraftvoller Leinwandpräsenz einer der größten Erfolge der sogenannten Blaxpoitation-Welle wurde - ein Begriff, mit dem Williamson nie etwas anfangen konnte. Mit dem großen Erfolg von BLACK CAESAR stand Fred Williamson die Filmwelt offen. So drehte er 1973 nicht nur die BLACK CAESAR-Fortsetzung HELL UP IN HARLEM (HEISSE HÖLLE HARLEM) sondern auch den gelungenen THAT MAN BOLT (JEFFERSON BOLT - REISENDER IN DYNAMIT), der mit seinen exotischen Schauplätzen an einen James Bond-Film erinnert und seinen Hauptdarsteller als Actionheld etablierte. Williamsons Plan, sich im Hollywood-Kino einen Namen zu machen, war geglückt und es folgte Phase zwei. So gründete er 1974 seine eigene Firma Po´Boy Productions, um mehr Kontrolle zu haben und seine selbst aufgestellten Grundsätze filmisch umzusetzen. Diese lauteten wie folgt: Er musste alle seine Kämpfe gewinnen, niemand konnte ihn töten und er bekam das Geld und/oder das Mädchen.

Bevor Fred Williamson dann bei ADIOS AMIGO 1976 erstmals auch Regie führte, absolvierte er Auftritte in weiteren Filmen. THREE THE HARD WAY (DREI EISKALTE PROFIS) war ein Action-Film, der mit Williamsons Kollegen Jim Kelly und Jim Brown zwei weitere Top-Stars des schwarzen Action-Kinos präsentierte. Weitere Arbeiten waren die europäisch-amerikanischen Co-Produktionen CRAZY JOE (TESTAMENT IN BLEI) mit Peter Boyle und THREE TOUGH GUYS (ZWEI FÄUSTE DES HIMMELS) mit Lino Ventura und Isaac Hayes. Unter der Regie von Science Fiction-Legende Jack Arnold verkörperte Williamson ausserdem den Privatdetektiv Stone, den seine Ermittlungen in die Pornobranche von Los Angeles führen. Unter Arnolds Regie wurde 1975 auch Williamsons Drehbuch zu BOSS NIGGER verfilmt, natürlich mit Mr. Williamson in der Titelrolle.

Gleichzeitig mit ADIOS AMIGO, für den Fred Williamson Richard Pryor als Filmpartner engagierte, wurde auch die Regiearbeit MEAN JOHNNY BARROWS (DIE MAFIA KENNT KEINE GNADE) veröffentlicht, ein weiter Titel in einer langen Reihe von Filmen, bei denen Fred Williamson als One-Man-Show vor und hinter der Kamera tätig war und oft auch das Drehbuch verfasste.

Freunde europäischer Genrefilme werten es als Glücksfall, das Fred Williamson ab Ende der 70er Jahre verstärkt in Italien arbeitete. 1978 kam mit QUEL MALEDETTO TRENO BLINDATO (EIN HAUFEN VERWEGENER HUNDE) ein sehr beliebter Kriegsfilm in die Kinos, der unter der Regie von Enzo G. Castellari mit Bo Svenson und Raimund Harmstorff neben Williamson weitere Ex-Sportler ins Getümmel schickte. Der englisch-sprachige Titel INGLORIOUS BASTARDS inspirierte schliesslich den großen Castellari-Fan Quentin Tarantino zu seinem Filmhit des Jahres 2009. Der geschäftstüchtige Mr. Williamson nutzte die Gunst der Stunde und drehte mit Castellaris Team ohne Wissen des Produzenten an Wochenenden seinen Film MR. MEAN, wobei er Raimund Harmstorff gleich mitbeschäftigte. Weitere Filme unter der Regie von Enzo G. Castellari folgten 1982, so IL NUOVI BARBARI (METROPOLIS 2000) und 1990: I GUERRIERI DEL BRONX (THE RIFFS - DIE GEWALT SIND WIR).

Anfang der 80er Jahre pendelte Fred Williamson zwischen den USA und Italíen, wobei in dieser Zeit mit WARRIOR OF THE LOST WORLD (THE LAST WARRIOR - KÄMPFER EINER VERLORENEN WELT), VIGILANTE (STREETFIGHTERS, Regie: William Lustig) und I GUERRIERI DELL´ANNO 2072 (DIE SCHLACHT DER CENTURIONS, Regie: Lucio Fulci) ebenfalls sehr populäre Genrefilme entstanden. Po´Boy Productions brachte außerdem Titel wie FOXTRAP und THE MESSENGER (THE MESSENGER - BOTSCHAFTER DES TODES) heraus.

Fred Williamsons Verbindungen nach Italien führten neben der erfolgreichen BLACK COBRA-Reihe, die insgesamt 4 Teile zählt, zu vielen weiteren Produktionen, mit denen der Tausendsassa seinen Status als internationaler Actionheld weiter festigte. So drehte er auch in den 90er Jahren regelmäßig Actionfilme, wobei ein Highlight sicherlich die Robert Rodriguez/Quentin Tarantino-Arbeit FROM DUSK TILL DAWN aus dem Jahr 1996 darstellt. In der Rolle des Zigarre schmauchenden Frost kann er zwar am Ende nicht seinen Kampf gewinnen, überleben und das Mädchen bekommen, trotzdem aber mit seiner kraftvollen Erscheinung punkten. Im selben Jahr versammelte Fred Williamson außerdem mit Jim Brown, Pam Grier, Richard Roundtree, Ron O´Neal und Paul Winfield Filmhelden der 70er Jahre, um mit ihnen in ORIGINAL GANGSTAS in seiner Heimatstadt Gary für Ordnung zu sorgen - so wie der Zuschauer es von ihm erwartet.

Auch im Jahr 2011 wird Fred Williamson wie gewohnt wieder in mehreren Filmprojekten mitwirken. Es ist davon auszugehen, dass er trotzdem noch Zeit und Muße findet, sich mit seiner anderen Leidenschaft, dem Golfspiel, zu vergnügen. Und wenn dann noch ein Gute Zigarre zur Hand ist, ist der Hammer zufrieden.

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