DER TOD HAT SCHWARZE KRALLEN

Originaltitel I WAS A TEENAGE WEREWOLF
Alternativtitel LES GRIFFES DU LOUP-GAROU (Frankreich, Belgien)
DE KLAUWEN VAN DI WEERWOLF (Niederlande, Belgien)
YO FUI UN HOMBRE LOBO (Mexiko)
BLOOD OF THE WEREWOLF (Arbeitstitel)
   
Land und Jahr USA 1957
   
Regie Gene Fowler Jr.
Produktionsfirma Sunset Productions (für American International Pictures)
Produzent Herman Cohen
Drehbuch Ralph Thornton
Kamera Joseph LaShelle
Schnitt George Gittens [= George A. Gittens]
Ton James S. Thomson
Musik Jerry Blane (Songs) & Paul Dunlap (Soundtrack)
Regieassistenz Jack R. Berne
Ausstattung Morris Hoffman
Special Effects Philip Scheer (Werwolf-Make-up)
Produktionsleitung Jack R. Berne
   
Darsteller Michael Landon [= Eugene Maurice Orowitz] (Tony Rivers/Teenage Werewolf), Yvonne Lime (Arlene Logan), Whit Bissell (Dr. Alfred Brandon), Tony Marshall [sic!] (Jimmy), Dawn Richard (Theresa), Barney Phillips (Det. Sgt. Donovan), Ken Miller (Vic, der Bongo-Spieler), Cindy Robbins (Pearl, Vics Freundin), Michael Rougas (Frank), Robert Griffin (Police Chief P. F. Baker) Joseph Mell (Dr. Hugo Wagner, Brandons Assistent), Malcolm Atterbury (Charles Rivers), Eddie Marr (Doyle, ein Reporter) Vladimir Sokoloff (Hausmeister Pepi), Louise Lewis (Miss Ferguson, Rektorin der "Rockdale High") u. a.
   
deutsche Erstaufführung 30.03.1962
Verleih Mercator
Format 1:1,37
Laufzeit

75 Minuten (= 2074 Meter, deutsche Kino-Version); Originallänge: 76 Minuten

Home-Entertainment Video:
Hendring, Großbritannien;
RCA Columbia International Video, USA.
Super 8:
Ken Films, USA (1 Rolle, ca. 60 Meter, s/w).

 

Manche Filme erlangen schon allein aufgrund ihres Titels Weltruhm. Dabei ist I WAS A TEENAGE WEREWOLF wohl eines der berühmtesten Beispiele. Unzählige Male wurde in der Filmgeschichte Bezug auf diesen Titel genommen. Und hätte das maue Remake TEENWOLF mit Michael J. Fox diesen übernommen, wäre er das Originellste an dem 80er-Jahre-Produkt gewesen. Dass sich im Gegensatz zu TEENWOLF hinter I WAS A TEENAGE WEREWOLF ein recht ordentlicher Film verbirgt, mag verwundern. Produziert von Herman Cohens SUNSET PRODUCTIONS, sollte Gene Fowlers Monster-Werk ursprünglich als BLOOD OF THE WEREWOLF das Licht der Leinwand erblicken, ehe AIPs Ideengenie James Nicholson der Werwolfgeschichte ihren tatsächlichen Namen gab.

Der Hauptcharakter von I WAS A TEENAGE WEREWOLF ist der Jugendliche Tony Rivers (Michael Landon). Nach dem Tod der Mutter lebt er mit seinem Vater in einem einfachen Zuhause. Tony ist intelligent und hat eine hübsche Freundin namens Arlene (Yvonne Lime), so dass sein Leben im Grunde glücklich verlaufen müsste. Aber dem jungen Mann bereitet sein aufbrausendes Temperament immer wieder Probleme. Nachdem er erneut vollkommen grundlos eine Schlägerei beginnt, redet ihm Detective Donovan (Barney Phillips) - wie schon so oft - ins Gewissen. Der Polizeibeamte will verhindern, dass Tony irgendwann hinter Gitter muss, nur weil er ungewollt zu aggressiven Ausbrüchen neigt. Seinem Rat folgend sucht der Heißsporn den Psychiater Dr. Alfred Brandon (Whit Bissell) auf.

Brandon ist jedoch nicht unbedingt die richtige Adresse, um Tonys Problemen auf den Grund zu gehen. Der Doktor hat ganz besondere Pläne, in welche der junge Mann alsbald ohne sein Wissen einbezogen wird. Brandon will nämlich die Menschheit vor der Gefahr einer atomaren Zerstörung retten, indem er die Evolution umkehrt. Nur ein primitives Dasein verhindert nach seiner Theorie eine solche Katastrophe.

Während der Sitzungen bei Brandon bekommt Tony ein Serum injiziert und wird hypnotisiert. Nach der Behandlung registriert Tonys Umwelt erste positive Entwicklungen in seinem Verhalten, ohne das drohende Unheil zu ahnen. Während einer ausgelassenen Party mit einigen Freunden erliegt der Teenager dann wider Erwarten einem erneuten Wutausbruch. Am selben Abend wird einer der Jugendlichen von einer unbekannten Bestie bestialisch ermordet. Während die Polizei versucht das Rätsel zu lösen, hat der aus Osteuropa stammende Hausmeister Pepi (Vladimir Sokoloff) eine eigene Theorie. Die Wunden des Opfers erinnern ihn an Erzählungen aus seiner Heimat: Ein Werwolf geht um!

Am nächsten Tag beobachtet Tony in der Schule ein Mädchen, dass am Barren Turnübungen vollzieht. Als direkt neben ihm die Schulklingel ertönt, löst das schrille Geräusch eine spontane Verwandlung aus. Dr. Brandons Spezialbehandlung lässt den jungen Mann zu einem behaarten, geifernden Monster werden. Über Kopf hängend erblickt das Mädchen die Bestie (ein brillante Idee des Regisseurs zeigt den Werwolf auch dem Zuschauer auf dem Kopf stehend) und versucht zu flüchten. Doch das Monstrum tötet sein Opfer, ehe aufgeschreckte Mitschüler herbeieilen. Werwolf Tony ergreift die Flucht.

Die Identität der Bestie ist bald geklärt und die Polizei durchkämmt die gesamte Umgebung nach dem mutierten Teenager. Nachdem Tony als Werwolf einen Schäferhund getötet hat (übrigens der Hund des Regisseurs), kann er vorerst entkommen. Völlig verzweifelt sucht er tags darauf Dr. Brandon auf. Auch die Polizei vermutet ihn dort. Brandon will jedoch nicht eingesehen, dass sein Experiment misslungen ist. Als Tony sich erneut in den Werwolf verwandelt, hat auch die Stunde des Doktors geschlagen. Er wird getötet, ehe die anrückende Polizei tragischerweise den unglücklichen Tony erschießen muss.

I WAS A TEENAGE WEREWOLF ist das Regie-Debüt von Gene Fowler Jr., der bereits seit 1935 als Cutter beschäftigt war und auch später wieder zu dieser Tätigkeit zurückkehrte. Von seinen insgesamt 7 Arbeiten als Regisseur genießt neben dem hier besprochenen Genrebeitrag vor allem der 1958 entstandene I MARRIED A MONSTER FROM OUTER SPACE große Beliebtheit. Fowlers Regie-Erstlingswerk profitiert von der Tatsache, dass sich der gute Gene darum bemühte, aus dem vorhandenen Drehbuch wesentlichen mehr herauszuholen als einen simplen 08/15-Monsterfilm abzuliefern. Er inszenierte den Film als relativ ernstes Jugenddrama, wobei der Hauptcharakter Tony genauso gut ein "normaler" krimineller Teenager sein könnte. Fowler nimmt die Jugendlichen und ihre Probleme ernst. Was hassen junge Menschen mehr als Bevormundung und Erwachsene, die ihre Nachkommen zu Veränderungen zwingen?

Auch bei der Inszenierung der Grusel-Szenen bewies Fowler eine glückliche Hand. Den ersten Mord hat er vollständig aus der Sicht des Werwolfs gedreht, ohne diesen selbst zu zeigen. Das Monster in der Turnhalle schließlich auf dem Kopf stehend zu präsentieren, ist ein ebenso interessanter wie aussagekräftiger Regieeinfall. Dass groteske aber überzeugende Make-up des Werwolfs tut ein Weiteres, um Fowlers Werk positiv von anderen Werwolf-Verfilmungen zu differenzieren. Es weicht stark vom klassischen Lon Chaney-Wolf ab, doch es handelt sich hier schließlich auch nicht um die mystische Form eines Lycantrophen.

Die Rolle des Werwolfs Tony mit dem damals noch unbekannten Michael Landon zu besetzen, stellte sich als weiterer Glücksfall heraus. Landon, der als Eugene Maurice Orowitz im Jahr 1936 das Licht der Welt erblickte, hatte im Vorfeld nur einen unerwähnten Filmauftritt in THESE WILDER YEARS aus dem Jahr 1956 absolviert. Seine Darstellung des Tony ist durchaus überzeugend, seine Werwolfdarbietung äußerst dynamisch. Diese Leistung brachte ihm u. a. die Rolle des "Little Joe" in der Serie BONANZA ein, der sich eine erfolgreiche Karriere als TV-Darsteller, Produzent und Regisseur anschloss. Unvergessen ist sein "Charles Ingalls", den er für LITTLE HOUSE ON THE PRAIRIE (dt. Titel: UNSERE KLEINE FARM) zum Besten gab. In der ebenfalls populären Landon-Serie HIGHWAY TO HEAVEN (dt. Titel: EIN ENGEL AUF ERDEN bzw. DER ENGEL KEHRT ZURÜCK) nahm er selbst Bezug auf seine erste Hauptrolle: Die Episode I WAS A MIDDLE-AGED WEREWOLF lässt Engel Landon auf keinen geringeren als den TEENAGE WEREWOLF treffen, wobei Szenen aus dem 1956er-Original verwandt wurden. 1991 reiste der Engel auf Erden dann entgültig ab, nachdem er einem Krebsleiden erlegen war.

Whit Bissell, der Darsteller des Dr. Brandon, zählt zu einem der fleißigsten Genredarsteller überhaupt. Bis zu seinem durch die Parkinsonsche Krankheit eingeleiteten Tod im Jahr 1996 wirkte er in über 200 Filmen und unzähligen Fernsehproduktionen mit. Dabei finden sich in seiner Filmografie gleich haufenweise populäre Titel, u. a. THE LOST CONTINENT (1951), THE CREATURE FROM THE BLACK LAGOON (1954), THE CAINE MUTINY (1954), INVASION OF THE BODY SNATCHERS (1956), MONSTER ON THE CAMPUS (1958), THE MAGNIFICENT SEVEN (1960), THE TIME MACHINE (1960) oder auch SOYLENT GREEN (1973). Zu seinen bekanntesten TV-Auftritten gehören seine Rollen als "Lieutenant General Heywood Kirk" in der Serie TIME TUNNEL und als "Lurry" in der legendären STAR TREK-Classic-Folge TROUBLE WITH TRIBBLES.

I WAS A TEENAGE WEREWOLF stellte sich als äußerst erfolgreich heraus. Für AMERICAN INTERNATIONAL PICTURES und deren Kopf Samuel Z. Arkoff bedeutete die Veröffentlichung einen der ersten großen Hits. Herman Cohen lieferte darum schon bald mit dem weniger gelungenen I WAS A TEENAGE FRANKENSTEIN einen Nachfolger. Erneut schlüpfte Whit Bissell in die Rolle des verbrecherischen Arztes, während Gary Conway den für Experimente missbrauchten Teenager verkörperte. I WAS A TEENAGE FRANKENSTEIN wurde deutsch synchronisiert und sollte seinerzeit als FRANKENSTEINS TOD einen Kinostart in der Bundesrepublik erhalten. Dazu kam es allerdings nicht, wohl aber gelangte der Film in Österreich zur Aufführung.

Der TEENAGE WERWOLF hatte einen weiteren Auftritt in HOW TO MAKE A MONSTER (dt. Titel: DER SATAN MIT DEN TAUSEND MASKEN) aus dem Jahr 1958, wo er - diesmal allerdings nicht von Michael Landon verkörpert - neben dem jugendlichen Frankenstein zu sehen war. Ein Quasi-Remake von I WAS A TEENAGE WEREWOLF stellt Herman Cohens BLOOD OF DRACULA dar, der im Doppelprogramm mit dem Frankenstein-Film lief.

Zum Schluss bleibt noch zu erwähnen, das Dr. Brandon in der deutschen Fassung weniger plant, die Evolution umzukehren. Hier will er eine Herrschaft des Bösen errichten. In beiden Fassungen ungeklärt bleibt jedoch die Frage, wann wir in unserer Entwicklung jemals als geifernde Werwölfe durch die Wälder liefen ...

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