IN DEN KRALLEN DER VENUS
Originaltitel | QUEEN FROM OUTER SPACE |
Alternativtitel | LA REGINA DI VENERE (Italien) REBELION DE LOS PLANETAS (Spanien) QUEEN OF THE UNIVERSE (Arbeitstitel) |
Land und Jahr | USA 1958 |
Regie | Edward Bernds |
Produktionsfirma | Allied Artists |
Produktion | Ben Schwalb |
Drehbuch | Charles Beaumont |
Story | Ben Hecht |
Kamera | William Whitley |
Schnitt | William Austin |
Musik | Marlin Skiles |
Special Effects | Milt Rice |
Darsteller | Zsa Zsa Gabor, Eric Fleming, Laurie Mitchell, Paul Birch, Patrick Waltz, Dave Willock, Barbara Darrow, Lisa Davis, Marilyn Buferd, Guy Prescott, Marjorie Durant, Marya Stevens, Colleen Drake, Mary Ford, Brandy Bryan, Lynn Cartwright, Laura Mason, Kathy Marlowe, Tania Velia, Gerry Gaylor, Ralph Gamble, Joi Lansing, John Bleifer, Ruth Lewis, June McCall u. a. |
deutsche Erstaufführung | 26.05.1961 |
Verleih | Atlas |
Format | 1:2,35 (Cinemascope) |
Laufzeit | 79 Minuten (= 2178 Meter, deutsche Kino-Version); Originallänge: 79 Minuten |
Home-Entertainment | Video: Warner Home Video (USA). |
"Zsa Zsa Gabor war während des gesamten Films sehr schwierig. Der Produzent - Ben Schwalb - kam nach der Hälfte der Drehzeit mit Magengeschwüren ins Krankenhaus. Ich blieb zurück und musste allein mit ihr fertig werden, und sie verursachte auch mir fast Magengeschwüre. Es störte mich immer, dass sie hier auf der Venus die Einzige war, die mit ausländischem Akzent redete."
(Regisseur Edward Bernds)
Zsa
Zsa Gabor gehört sicherlich zu den schillerndsten Persönlichkeiten
Hollywoods. Dabei ist ihre Prominenz weit mehr auf ihr nach außen getragenes
Privatleben als auf ihre schauspielerischen Leistungen zurückzuführen.
Zsa Zsa ist einfach berühmt, weil sie berühmt ist.
Die voraussichtlich am 06. Februar 1916 als Sari Gabor in Budapest geborene Skandal-Madame wurde bereits 1936 zur Miss Ungarn gekürt, ehe sie 1950 in der amerikanischen Fernsehsendung COLGATE COMEDY HOUR als Darstellerin in Erscheinung trat. Ihr erster Kinoeinsatz folgte zwei Jahre später in WE'RE NOT MARRIED. Von den unzähligen Auftritten der Gabor scheinen aber nur ihre Rollen in MOULIN ROUGE (1952) und LILI (1953) beachtenswert. Ein kleiner Part in Orson Welles' TOUCH OF EVIL wäre vielleicht noch erwähnenswert, ebenso wie ein Gastauftritt in NIGHTMARE ON ELM STREET 3.
Was Zsa Zsa auf der Leinwand nicht gelang, erreichte sie dafür im wahren Leben. So war sie bis heute ganze 9 Mal verheiratet, wobei jede Scheidung zum Happening für sich geriet. Neben diversen Attacken auf Polizisten ist dem Filmfreund natürlich besonders die "Elke Sommer-Affäre" im Gedächtnis. Im Jahr 1993 musste sich Zsa Zsa zusammen mit ihrem Gatten Frederick von Anhalt in dieser Sache vor Gericht verantworten. Beide hatten behauptet, Elke wäre total verarmt und müsste vom Verkauf selbstgestrickter Pullover leben. Eine Zahlung von 2.000.000 US$ zugunsten von Elke Sommer beendete die Affäre.
Zsa
Zsa Gabor spielt auch eine der Hauptrollen in der ALLIED ARTISTS-Produktion
QUEEN FROM OUTER SPACE (aka IN DEN KRALLEN DER VENUS) aus dem Jahre 1958, ein
Science-Fiction-Film, dessen Entstehungsgeschichte eigentlich schon 1951 begann.
Bereits damals plante der Produzent Walter Wanger das Projekt unter dem Arbeitstitel
QUEEN OF THE UNIVERSE. Die Idee lag jedoch einige Jahre im Regal. In dieser
Zeit schoss Wanger auf den Liebhaber seiner Frau, wurde dafür zu einem
Jahr Gefängnis verurteilt und hatte es danach schwer, eine Anstellung zu
finden. Er kam schließlich bei der B-Film-Schmiede ALLIED ARTISTS unter,
das Konzept zu QUEEN OF THE UNIVERSE im Gepäck. Nachdem dann Autor Charles
Beaumont basierend auf dem ursprünglichen Entwurf Ben Hechts ein Drehbuch
verfasste, konnte die Produktion beginnen.
Die Legende sagt, Beaumont hätte das Ganze als Parodie angelegt, der Regisseur Edward Bernds dies aber nicht begriffen. Bernds selbst äußerte hingegen, dass er selbst die ironischen Stellen eingebracht hätte. Wie auch immer, der fertiggestellte Film ist keinesfalls Ernst zu nehmen.
Der Zuschauer wird direkt in das Jahr 1985 (!) katapultiert. Die Raumfahrt gehört zum täglichen Leben und im All dreht sich eine schöne Raumstation. Einer der Väter dieser Station ist Professor Konrad (Paul Birch), welcher nun seinem Werk einen Besuch abstatten möchte. Den Transport soll der schneidige Kapitän Patterson (Eric Fleming) besorgen, doch dieser hält ebenso wenig davon wie seine Crew, als Chauffeur benutzt zu werden. Trotzdem geht die Reise bald los.
Auf
dem Flug zur Station fallen den Raumfahrern plötzlich seltsame Strahlen
auf, da gibt es auch schon einen deftigen Knall. Die Raumstation ist vollständig
zerstört! Und als sei das nicht schockierend genug, wird die Rakete unserer
Helden von einer unbekannten Kraft gepackt, durchgeschüttelt und vom Kurs
abgebracht. Nach einem unruhigen Raumflug und einer Bruchlandung findet sich
das Team auf einem unbekannten Planeten wieder, der zum Glück eine erdähnliche
Atmosphäre besitzt. So steht einem Erkundungsgang nichts im Wege.
Nach einer gemütlichen Nacht mit Lagerfeuer zeigt sich, dass der Planet bewohnt ist. Wie Professor Konrad vermutete, befinden sich die Männer auf der Venus. Als Beweis erscheinen urplötzlich einige junge Damen in Stöckelschuhen. Neben kurzen Kleidchen tragen die Schönheiten aber auch Strahlenpistolen und fordern damit die Raumfahrer in einer unbekannten Sprache auf, ihnen zu folgen.
Schon
bald wird die Männergruppe von der maskierten Königin Yllana (Laurie
Mitchell) verhört, welche die Sprache der Erdenmenschen beherrscht. Sie
hat schon lange die Radiowellen der Erde abgehört und fleißig gelernt.
Die Königin misstraut den Eindringlingen und lässt sie wegsperren.
Die Gefangenen ihrerseits fangen schon während des Verhörs an, mit
einigen Schönheiten zu flirten.
Königin Yllana hat nicht nur Freunde in den eigenen Reihen. Die Wissenschaftlerin Taleeah (Zsa Zsa Gabor) ist das Leben ohne Männer leid. Seit einem verheerenden Krieg und dem darauf folgenden Putsch Yllanas sind bis auf wenige Ausnahmen alle Männer auf einen Nachbarplaneten verbannt. Taleeah ist mit ihren Gedanken nicht allein. Sie hat schon einige getreue Damen um sich geschart und sieht die Ankunft der Erdbewohner als Chance, Yllanas Regime zu beenden.
Taleeah vertraut sich den Gefangenen an und ist genauso von Pattersons Sex-Appeal beeindruckt wie die Königin selbst. Als Patterson zur Regentin gebracht werden soll, beschwören ihn seine Kollegen, die Dame zu umgarnen. Dabei bemerkt Professor Konrad, es sei reichlich ironisch, dass ihr eigenes Leben und vielleicht auch das der gesamten Erde von Kapitän Pattersons Verführungskünsten abhängen könnte.
Der smarte Patterson scheint dabei auch durchaus Erfolg zu haben, dennoch bleibt die Königin misstrauisch. Die Situation eskaliert, als der Kapitän ihr die silberne Maske vom Gesicht reißt. Er blickt in ein verbranntes Gesicht, ein Andenken an den Krieg und der Grund für Yllanas Hass auf die Männer. Patterson wird zurück ins Gefängnis gebracht.
Taleeah
ist glücklicherweise rechtzeitig zur Stelle und kann zusammen mit ihren
Getreuen die Männer befreien. Die Gruppe flüchtet auf geheimen Pfaden
in die Nacht, während Horden von jungen Damen durch den Palast trippeln
und die Entflohenen suchen. In einer Höhle sucht die Gruppe Schutz und
bis auf den Professor bekommt auch jeder Erdenmann eine hübsche Venusfrau
zum Knuddeln.
Nach dem Angriff einer übergroßen Spinne, welche schnell getötet werden kann, droht neue Gefahr, denn die Höhle ist von Yllanas Stöckelschuh-Truppen umstellt. Um Taleeahs Tarnung nicht auffliegen zu lassen, spielen die Flüchtlinge Theater und täuschen die erneute Gefangennahme der Männer vor. Der Schwindel funktioniert, doch schon bald sind alle wieder im Palast der Königin.
In einer kurzen Zwischeneinlage gibt sich Taleeah als Königin aus, was Yllana so wütend macht, dass sie vor den Augen der Männer die Erde mit ihrer Superwaffe zerstören will. Glücklicherweise verhindert Sabotage das Schlimmste. Die ganze Bude explodiert und die finstere Königin verbrennt.
Eigentlich müssten die Raumfahrer nun zur Erde zurückkehren, doch ihr Raumschiff muss erst repariert werden. Darum erhalten sie von Daheim die Erlaubnis, noch mindestens ein Jahr im Kreise der Venusmädels zu verbringen. So sind alle zufrieden und auch Professor Konrad wird jetzt von jungen Damen umringt und lächelt vielsagend.
Schon
allein die bloße Nacherzählung des Inhalts scheint die besagte Legende
zu entkräften, Regisseur Edward Bernds habe den parodistischen Ansatz nicht
verstanden und QUEEN FROM OUTER SPACE als ernsthaften Science-Fiction-Film inszenieren
wollen. Die schier unglaublichen Dialoge (die deutsche Synchronfassung entspricht
dabei dem amerikanischen Original), gespickt mit zahlreichen der "wunderbarsten"
Macho-Sprüche, beseitigen dann endgültig jeden letzten Zweifel, dass
es sich hier um eine deutlich satirisch angelegte Produktion handelt. Als etwa
einem der Weltraum-Abenteurer eine Strahlenpistole ins Gesicht gehalten wird,
bemerkt dieser dazu: "Du bist genau meine Kragenweite, Baby." Eine
weitere grandiose Textzeile bezieht sich auf die Superstrahlenwaffe der Königin.
Einer der Raumfahrer beruhigt seine Kumpane mit den Worten: "Es nützt
ja nichts, wenn man so eine Maschine bauen kann. Man muss sie auch bedienen
können. Überlegt doch mal, wie Frauen Auto fahren." Und so geht
es fröhlich weiter im Text.
Es verwundert ein wenig, dass Edward Bernds den Humor des Films nicht noch steigerte, hatte er doch bereits zuvor viele Komödien inszeniert, u. a. Kurz- und Spielfilme mit den STOOGES (nicht zu verwechseln mit der Band um Iggy Pop), und dementsprechend große Erfahrung auf diesem Gebiet.
Vielleicht
war Bernds aber auch nur zu beschäftigt, die schwierige Zsa Zsa Gabor zu
bändigen. Seinen Angaben zufolge hatte Zsa Zsa starke Probleme damit, dass
die anderen Frauen im Film gut zehn Jahre jünger waren als sie selbst.
Zudem sei Madame Gabor immer schlecht vorbereitet gewesen und konnte ihren Text
nicht aufsagen. Unter der Androhung alles hinzuschmeißen soll sie schließlich
sogar verlangt haben, dass ihre Garderobe eigens angefertigt wird. Dazu Bernds:
"Ich sagte zu Ben (Schwalb): Das ist unsere Chance sie loszuwerden. Wenn
sie gehen will, lass sie gehen. Aber Ben sagte nein. Wir bräuchten einen
Star - ohne Star hätten wir keinen Film. So seien Stars nun mal - ich solle
es mit Humor nehmen."
Zsa Zsa blieb also und landete groß auf dem Poster, obwohl sie gar nicht die Titelfigur verkörperte. Sie richtet im Film keinen Schaden an und ihr Akzent ist in der deutschen Synchronisation auch verschwunden. So präsentiert sich QUEEN FROM OUTER SPACE als knallbuntes Weltraummärchen mit schönen Frauen und echten Kerlen, die in den gebrauchten Uniformen des Klassikers FORBIDDEN PLANET herumlaufen müssen und mittels recycelten Szenen aus dem Edward Bernds-Film WORLD WITHOUT END durchs All fliegen. Die kurz in Erscheinung tretende Spinne stammt aus dem gleichen Film.
Als Edward Bernds am 20. Mai 2000
im Alter von 94 Jahren verstarb, hatte er als Regisseur und Autor an mehr als
100 Filmen mitgewirkt. In QUEEN FROM OUTER SPACE ist dabei einer der unterhaltsamsten.
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